„Ein Unternehmen aus Geradstetten setzt Nanotechnik ein, um Kulturpflanzen sparsam und umweltschonend zu düngen“. In der aktuellen Ausgabe „Magazin Wirtschaft“ berichtet Herr Walter Beck über die innovativen Produkte der B+H Solutions GmbH.

Hier ist der ganze Artikel:

LABORS DER REGION Ein Unternehmen aus Geradstetten setzt Nanotechnik ein, um Kulturpflanzen sparsam und umweltschonend zu düngen.

Hundert Milliliter fasst das braune Kunststofffläschchen, das Laura Wieler zwischen Daumen und Zeigefinger hält - so viel wie ein Fläschchen Magenbitter.
„Diese Menge reicht aus, um einen Hektar landwirtschaftliche Kulturen zu düngen“,sagt die promovierte Biologin von der B+H Solutions GmbH.
Das wäre mehr als ein Fußballfeld.

Das Geheimnis dieser schier unglaublichen Ausbeute haben sich die Erfinder aus Remshalden-Geradstetten europaweit patentieren lassen. Das Fläschchen enthält Milliarden und Abermilliarden winziger Silberkörnchen, jedes kleiner als ein Zehntausendstel Millimeter. „Kolloidales Silber“ heißt das Gemisch im Fachjargon. „Weil die Nanopartikel so klein und so zahlreich sind, ist die Gesamtoberfläche aller Teilchen in der Suspension riesig“, erklärt Laura Wieler. Entsprechend viele Stoffe können dort andocken - zum Beispiel Kalium, Stickstoffverbindungen, Eisen, Kupfer und andere Nährsalze, die Pflanzen zum Wachsen brauchen.

Durch die Bindung an die Silberpartikel seien die Nährstoffe für die Pflanzen besser verfügbar, als wenn sie frei in einer herkömmlichen Düngerlösung auf Gemüsebeeten oder Blumenfeldern ausgebracht würden, so Wieler. Es bestehe auch nicht die Gefahr, dass beispielsweise Ammonium oder Nitrat aus dem Boden ausgewaschen werden und das Grundwasser belasten - ein großes Problem bei der konventionellen Düngung in der Landwirtschaft. Doch damit nicht genug:
Der Nanodünger stärkt laut B+H-Solutions die Gesundheit undStressresistenz der Nutzpflanzen, so dass deutlich weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen. „Einige unserer Kunden konnten sogar ganz auf Fungizide verzichten“, sagt Laura Wieler. Auch die Erträge seien messbar höher als bei üblicher Düngung. Lediglich den Pflanzennährstoff Phosphat müssen Gärtner und Landwirte noch auf herkömmlichem Weg zuführen, weil er sich von den Nanopartikeln zu schlecht löst.

Doch nicht alle Produkte des Unternehmens enthalten Silber. So bieten die Remstäler auch kolloidale Kupfer-, Eisen-, und Mineraldünger an, die andere Nanopartikel, etwa auf der Basis des chemischen Elements Bor, enthalten.

Gegründet wurde B+H Solutions 2011 von Prof. Martin Heinisch und Elmar Buder. Beide haben ursprünglich nichts mit Chemie oder Agrarwissenschaften zu tun: Heinisch ist Inhaber eines Bauingenieurbüros. Elmar Buder war Qualitätsmanager in der Industrie, kam aber über seinen Bruder, der einen landwirtschaftlichen Betrieb führt, mit der Düngeproblematik in Berührung. Zunächst testeten die Gründer kolloidale Düngemittel nach der Methode „Versuch und Irrtum“. Später gingen sie systematischer vor, finanzierten die Forschung aber weitgehend mit eigenem Geld.

Heute hat B+H mehrere tausend Kunden in 80 Ländern von Ecuador bis Kasachstan. Auch der weltgrößte Rosenzüchter, De Ruiter in den Niederlanden, setzt auf den Nanodünger aus Geradstetten. Sechs Mitarbeiter arbeiten in der Remstäler B+H-Zentrale, die Produktion ist an „einen Lohnhersteller in Deutschland“ vergeben. Seit neuestem werden auch Produkte für Privatanwender über Gartenmärkte verkauft – denn die Nanodüngung hilft auch Geranien und Gummibaum.

Dass Blumenzüchter unter den Kunden stark vertreten sind, erklärt Laura Wieler mit den Vorbehalten, die dem Einsatz der Nanotechnologie im Nahrungsmittelbereich manchmal begegnen. So ist kolloidale Düngung zum Beispiel nicht in der Biolandwirtschaft zugelassen. Für die Remstäler ist das nicht ganz nachvollziehbar, denn die Menge der Nanopartikel, die auf Ackerflächen ausgebracht werden, sei minimal. Ungleich größer sei der Nutzen durch die verbesserte Pflanzengesundheit. Diese reduziere den Einsatz von Pestiziden und sorge dadurch letztlich dafür, dass die Tomaten und Radieschen nicht mehr mit nachweislich problematischen Substanzen belastet sind.
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B+H Solutions GmbH und Sendot Research B.V. begrüßen Sie in Halle 4 – Stand 4B15.4.

Originaltext: https://www.ihk.de/stuttgart/presse/magazin-wirtschaft/das-aktuelle-magazin-lesen-5353812

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WALTER BECK
Redaktion Magazin Wirtschaft
walter.beck@stuttgart.ihk.de

*Foto: Gärtnereien aus aller Welt setzen auf den Nano-Dünger von B+H Solutions aus Geradstetten. Prof. Martin Heinisch besucht einen Gemüsebauer in den Niederlanden.

2022 lieferten die Sensoren von Sendot, in einem Versuch für ein neues Düngemittelkonzept der B+H Solutions GmbH in Gerbera bei Schouten Opti-Fleurs den Beweis, dass die Photosyntheseeffizienz der Pflanze schon bald nach der ersten Anwendung deutlich steigt. Darüber hinaus ist die Pflanze jetzt kräftiger, weniger stressanfällig. Sie wird widerstandsfähiger, und die Anzahl der Blüten pro Quadratmeter ist deutlich gestiegen.

Vor einigen Jahren kam B+H Solutions, mit kolloidalen Metall-Flüssigdüngern auf den Markt. Diese Düngemittel, die unter anderem geringe Mengen an Silber, Eisen, Kalzium und Kupfer enthalten, werden über die Irrigation oder Blattspritzung appliziert. Die Wirkung dieser Düngemittel zeigt sich in einer Zunahme der Photosynthese. Dies wurde zunächst in verschiedenen Kulturen im Freiland (z. B. Oliven und Avocados), dann im Gewächshausgemüseanbau und mittlerweile auch im Schnittblumenanbau nachgewiesen.

Dafür musste Robert Zuyderwijk, mittlerweile Director Business Development Horticulture bei B+H Solutions, erst einmal Fuß fassen. Mehr oder weniger zufällig gesellte er sich zu einem Vortrag von Erwin Gräfe von Sendot, der Sensoren entwickelt, mit denen man messen kann, wie aktiv eine Pflanze ist (also ob sie Zucker produziert). Die Förderung dieser Pflanzenaktivität ist genau das, was die Produkte von B+H versprechen und wofür das Photosynthesemessgerät einen „Nachweis“ liefert.

Nach der Veranstaltung führten die beiden eine Reihe von Versuchen durch, darunter diesen bei Schouten Opti-Fleurs. „Ein praktischer Versuch ist wichtig“, weiß Robert, „weil der Züchter selbst mitmachen muss.“ Wetterbedingungen und natürliche Pflanzeneigenschaften beeinflussen die Messergebnisse, und als Forscher ist man nicht unbedingt in der Lage, sie zu interpretieren. Eine Gerbera beispielsweise braucht 11 Wochen, bis mehr Produktion sichtbar wird, da die Pflanze zunächst ein zusätzliches Blatt produziert, aus dem die zusätzliche Blüte wachsen kann. Als wir also wiederholt bis zu 30 % mehr Ertrag maßen, konnte der Züchter dies selbst überprüfen und mit Hilfe von Sendots Datenanalyse erklären.

Die Ergebnisse werden durch frühere Versuche mit Rosen unter anderem bei einem Rosenzüchter in De Lier und bei DeRuiter Innovations in Amstelveen gestützt, wo ebenfalls gute Ergebnisse erzielt wurden. Je nach Rosensorte werden 10 bis 30 % mehr Rosenstängel geerntet. Da die Dünger von B+H in erster Linie die Photosynthese anregen, können die Züchter auch weniger Licht einsetzen. Das ist aus energetischer Sicht und damit auch aus Kostengründen interessant. Der letzte Winter hat gezeigt, dass bei gleichen Ernteergebnissen bis zu 25 % Energie eingespart werden können.

„Das ist auch ein tolles Projekt für Sendot“, ergänzt Erwin. „Das beweist, dass unsere Sensoren wirklich für den Einsatz im Gewächshaus gemacht sind. Sie sind handlich und geben Aufschluss darüber, wie sich die Pflanze entwickelt. Ein Experiment wie dieses verdeutlicht das. Dass die Ergebnisse in diesem Fall positiv sind, ist natürlich schön.“  Es zeigt, dass die Generierung und Interpretation von Daten über die Entwicklung und Aktivität der Pflanze einem Züchter helfen können, seinen Anbau auf ein höheres Niveau zu heben.“

*Bild: Dieser Blattsensor misst die Photosynthese.